Wer Angst hat, braucht Mut.

„Eins, zwei und…“ – Fallschirmspringer springen immer auf Zwei. Niemals auf Drei. Um die eigene Angst zu besiegen, den inneren Schweinehund zu überwinden oder es schnell hinter sich zu bringen.

Man sagt, ein bisschen Anspannung kann nicht schaden, Lampenfieber sei eine wichtige Sache, um die Spannung nicht zu verlieren und ein klein wenig Druck überhaupt nie verkehrt. Bleibt nur die Frage: Gründen all diese Situationen und Empfindungen nicht auf ein und der selben Emotion: der Angst?

Wahrscheinlich. Wahrscheinlich begleitet uns die Angst öfter, als wir denken. Und vielleicht sogar zurecht. Vielleicht ist es sinnvoll, ab und an Angst zu haben. Doch wann wird eine Angst zum Hindernis? Oder vielleicht sogar zum Problem?

Angst ist immer subjektiv. Völlig gleich, in welcher Lebenssituation wir uns befinden. Was den Einen ängstigt, kann den Nächsten belustigen oder gar befreien. Und auch ich durfte in der Vergangenheit eine Situation durchleben, in der mich eine Urform der Angst begleitete, die ich zwar kontrollieren, dennoch nicht ablegen kann. Zumindest bisher.

18. Februar, australische Wildbahn. Ich trete splitterfasernackt in eine etwas in die Jahre gekommene Duschkabine. Die silber schimmernden Rollen der Duschtüren knarren, als ich versuche, die Tür aufzuschieben. Ich setze den ersten Schritt in die Kabine und versuche, das Wasser auf eine angenehme Temperatur zu pegeln. Vergeblich. Meine provisorisch eingekauften Flip-Flops kratzen mich an beiden Knöcheln. Das Preisschild hängt noch dort, wo der Produzent es angebracht haben muss.

Aber das macht mir nichts. Ich störe mich nicht an Kleinigkeiten. Und diese Flip-Flops würden ohnehin keine allzu lange Lebensdauer genießen können. Ich schließe die Augen und lasse das eisige Wasser über mich prasseln.

Als ich meine Augen wieder öffne, blicke ich an die Kabinenwand zu meiner Linken – und traue meinen Augen kaum. Wie konnte es sein, dass ich dieses phänomenale Geschöpf noch nicht früher entdeckte? Gut zwei Minuten stand ich nun schon unter dem klirrenden Strahl einer australischen 70er-Jahre Dusche. Von Kopf bis Fuß shampooniert und eingeseift blicke ich also einer etwa handflächengroßen, gut gepanzerten schwarzen Spinne auf den Rücken. Ich spüre, wie sich tief gründende Ängste in mir breit macht und sich das auf meiner Haut befindliche Duschgel mit dem aus den Poren tretenden Schweiß vermischt. Wie reagieren? Totschlagen? Wohl kaum. Weglaufen? Nicht nackt. Und erst recht nicht voller Shampoo. Letztlich müsste ich ja doch wieder herein. Und dann? Säße sie womöglich in meinen Kleidern. Nein, das waren keine guten Lösungen. Es bleibt nur eines: Weiterduschen und hoffen. Hoffen, dass die Gute einfach dort sitzen bleibt und abwartet, bis das auch für sie sicher nicht ganz angenehme Unterfangen vorüber ist.

Ich entscheide mich für jene Lösung und halte meine Emotionen unter Kontrolle.

Nach zwei weiteren Minuten Hochleistungsduschen steige ich aus der Kabine. Die Duschtür knarrt wie schon beim Eintreten. Ich schließe die Tür. Die Spinne bleibt, wo sie war: An der linken Wand der Duschkabine. Faszinierend.

Meine Angst war wie weggeblasen. Ganz im Gegenteil: Ich hatte die erste Herausforderungen des so andersartigen, roten Kontinents gemeistert – und bin nicht beim ersten „Ungeziefer“, wie wir Mitteleuropäer es wohl nennen würden, eingeknickt. In diesem kurzen Moment hatte ich es allen besser bewiesen. Jedem, der mich für eine Diva, einen Waschlappen oder einen verwöhnten Bengel gehalten hatte, hätte in dieser Situation mit großer Sicherheit anders gehandelt. Aber ich habe es geschafft!

Und doch bleibt die Frage: Habe ich meine Angst überwunden? Oder habe ich sie bloß akzeptiert? Vielleicht ein wenig mit ihr getanzt und ihre Anwesenheit notgedrungen als nicht so wichtig angesehen? Ich weiß es nicht. Jedoch ist mir in dieser Situation eine grundlegende Regel klar geworden:

Irgendwo in uns existiert immer dieser kleine Funken Angst, der uns von Dingen abhält, die wir eigentlich tun wollen. Doch zumeist besteht dieser Funken aus lästigen Erfahrungen von Dritten oder aus unterbewussten Glaubenssätzen, die wir in unserer Kindheit aufgesogen haben und die uns nun nicht mehr loszulassen scheinen.

Wie dem auch sei – das Eine habe ich in dieser Situation gelernt, so klein sie auch war: Die Angst kann anwesend sein oder auch nicht. Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, wie du mit ihr umgehst. Tanze mit ihr, spiele mit ihr, ignoriere sie, diskutiere mit ihr, während du handelst oder verhandle mit ihr. Aber eine Sache darfst du niemals tun: Sie als eine gottgegebene Grenze bezeichnen, die dich in deine Schranken verweist.

Zumeist ist deine Angst nur eine Schranke, die du durchbrechen musst, um ein neues Level zu erreichen.

Probier’s mal aus.


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Autor: Alex Schreiner

World-Traveller & grenzenloser Optimist. - "Finde dein Glück in der Vielfalt der Welt."

3 Gedanken zu „Wer Angst hat, braucht Mut.“

  1. Hallo Axel,
    das mit der Angst kenne ich leider auch von mir selbst, nicht nur bei Spinnen 😉 Wobei an deiner Stelle wäre ich sicher weggerannt, total egal ob nackt und vor tausend Leuten 😀
    Bei Spinnen und Kakerlaken hört es bei mir auf.. mir krabbelt jetzt schon alles..
    Bin mal gespannt wie ich meine “große Reise“ meistern werde. Thailand habe ich zum Glück geschafft, nur 2 Kakerlaken und 2 recht normal große Spinnen zu Besuch gehabt.

    Wünsche noch einen schönen Tag (:

    Liebste Grüße
    Lu

    http://www.oceanhippieblog.wordpress.com

    1. Denk‘ dir einfach, dass das auch Lebewesen sind und es ja eigentlich ziemlich rassistisch ist, diese Tierchen zu verachten, nur weil sie ein paar Beine mehr haben 😀

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