Mehr als „Malle“

Eine Finca, ein großer Garten und Pferde in der Provinz Cadiz: Paulina plant, träumt und lebt „spanisch“. Doch nicht nur das: Die Weltenbummlerin ist in ihrem Leben schon viel rumgekommen, hat in unzähligen Orten gelebt – und sich letztlich ins feurige Spanien verliebt…

Hola, ich bin Pauline, in Spanien immer nur Paulina genannt weil „Pauline“ im Spanischen unaussprechbar ist. Ich bin ursprünglich aus Luxemburg, bin aber mit 18 Jahren wegen des Studiums nach Brüssel, später nach Passau und schliesslich nach Malaga ausgewandert. In Andalusien habe ich nicht nur meinen jetzigen Verlobten kennen gelernt, sondern mich auch in die spanische, insbesondere die andalusische Lebensweise verliebt. Nach dem Studium beschloss ich in Spanien zu bleiben und arbeitete im Eventmanagement und Tourismusbereich, unter anderem in Barcelona, Madrid, Tenerife und Sevilla. Nach fast 4 gemeinsamen Jahren mit Hauptwohnsitz in Madrid und einer transatlantischen Segelfahrt, haben mein Partner und ich beschlossen, hauptsächlich aus beruflichen Gründen, nach Luxemburg zu ziehen. Nichtsdestotrotz nutzen wir jede Gelegenheit um nach Malaga zu reisen.

Seit 2 Jahren halte ich meine Reiseabenteuer auf dem zweisprachigen „Paulina on the road“ fest, dessen Schwerpunkt hauptsächlich auf umweltfreundlichem und langsamen Reisen, wie z.B. wandern, cycling oder segeln usw. liegt.


Hi Paulina! Auf „Wenn, dann Reisen.“ dreht sich’s — unschwer zu erkennen — um ganz persönliche und inspirierende Reiseerfahrungen. Erzähl mal: Welcher Ort hat dich auf deinen Reisen bisher am meisten beeindruckt und wie kam es dazu?

Eigentlich beeindruckt mich jeder Ort, an dem ich etwas finde das ich vorher noch nicht kannte. Ich bin geradezu süchtig nach neuen Eindrücken und diesem Gefühl sich an einem neuen Ort zu befinden. Ein Land, das mich durch seine Exotik und Natur einfach umgehauen hat, ist z.B. Trinidad und Tobago. fast ein Drittel der Bevölkerung ist indischer Herkunft und in Kombination mit den karibischen und afrikanischen Einflüssen, entstand hier ein wahnsinnig vielfältiger und farbenfroher, kultureller Mix. Allerdings war mein Aufenthalt in Trinidad und Tobago zu kurz um behaupten zu können, dass ich das Land in all seinen Facetten kenne.

Das Land das nie aufhört mich zu beeindrucken und mich trotzdem wie zu Hause fühlen lässt, ist definitiv Spanien. Ich kenne kein anderes europäisches Land, das so vielfältig ist, so viel Lebensqualität bietet und Fremde auf eine so herzliche Art und Weise empfängt.

Touristisch hat das Land enorm viel zu bieten: wandern im grünen Norden, Skifahren in Andalusien oder in den Pyrenäen, vollkommen intakte Märchenschlösser in Kastilien, schneebedeckte Vulkane auf Tenerife, eine Gastronomie die auf erstklassigen, heimischen Produkten beruht, eine musikalische Tradition die ihresgleichen in Europa sucht… Ich könnte die Liste ewig weiterführen.

Ich bin mir sicher, dass jeder Reisende etwas findet, das ihm an Spanien gefällt.

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Spanien als Land ist ja nun mal Recht groß… Was genau ist deine Lieblingsecke?

Meine Lieblingsecke ist definitiv Andalusien. Allerdings liebe ich die fast karibisch anmutende Lebensweise auf Tenerife sowie die dramatischen Vulkanlandschaften von La Gomera und die endlosen Felder, gespickt mit ein paar Schlössern, von Extremadura.

Aber Andalusien vereint definitiv das Beste von allem was Spanien zu bieten hat: südländische Herzlichkeit, eine gewisse Lässigkeit, erstklassige Küche, Fiestas und Ferias an fast jedem Wochenende, atemberaubende historische Gebäude in Sevilla, Granada oder Cordoba, endlose, fast unberührte Stränder um Huelva und Cabo de Gata, Almeria und natürlich Flamenco.

Andalusien hat eine unglaublich integrative Kultur: während mehreren Jahrhunderten lebten hier Araber, Juden und Christen friedlich zusammen. Jede Kultur lernte von der anderen und kopierte das Beste was die jeweilige andere Kultur zu bieten hatte. Die jeweiligen Einflüsse kann man heute noch in jeder andalusischer Stadt bzw. Dorf fühlen, schmecken und sehen.

„Der Andalusier“ ist an fremde Einflüsse gewohnt und wird Besucher immer mit offenen Armen empfangen. Natürlich immer nur solange wie der Besucher die andalusische Identität und Lebensweise respektiert. Besserwisser sind in Andalusien nicht gern gesehen.

 

Wann warst du zum ersten Mal dort? Und: War es quasi „Liebe auf den ersten Blick“?

Ich war zum ersten Mal in Andalusien im Jahr 2009 in Jerez de la Frontera, Cadiz und Costa de la Luz um Huelva. Es war definitiv „Liebe auf den ersten Blick“: die Leute waren so nett, in allen Straßen klang Musik, die Gastronomie eröffnete mir ganz neue Geschmackswelten und natürlich war das Wetter immer gut.

Ich liebte auch die spanische Gestaltung des Alltags: es gibt keinen Stress wenn man mal 5 Minuten zu spät kommt, Verabredungen entstehen eher spontan, die Siesta am Nachmittag gibt Kraft um in den lauwarmen Sommernächten länger mit Freunden auf der Terrasse zu verbleiben usw.

Beim Abflug wusste ich, dass ich zurückkommen würde und dass ich mich bei einem längeren Aufenthalt in Spanien sehr wohl fühlen würde. Deshalb habe ich mich anschliessend auf ein Masterstudium in Malaga beworben.

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Gibt es an Spanien / an deiner Lieblingsecke vielleicht auch etwas, das du nicht magst?

Als Besucher, denke ich, gibt es nichts an Spanien was ich nicht mag.

Falls man sich jedoch entscheidet, für eine längere Zeit in Spanien zu leben und zu arbeiten, dann muss man damit rechnen, dass es Situationen geben wird, an die man als Nordeuropäer nicht unbedingt gewohnt ist. Endlose Meetings in denen alle durcheinander reden und man auf keinen grünen Zweig kommt, Unpünktlichkeit im Berufsalltag, schlechte Bezahlung für gut ausgebildete Arbeitskräfte etc.

Die Situation auf dem spanischen Arbeitsmarkt ist immer noch delikat und in der Politik herrscht leider noch immer viel Korruption. Aber wie bereits gesagt, als „reiner Besucher“ kriegt man nur das Beste von Spanien mit und das ist sehr, sehr viel.

 

Wenn ich an Spanier per se denke, habe ich natürlich gleich hitzige Gemüter im Sinn. Passt dieses Vorurteil eigentlich (noch)?

Hitzige Gemüter würde ich nicht sagen. Herzlich und leidenschaftlich passt besser. Die meisten Spanier sind offen, könnten stundenlang mit Leuten reden die sie gerade erst kennengelernt haben und Diskussionen über egal welches Thema können sich ewig hinziehen.

Ich mag diese Leidenschaft sehr, weil sie dem Zusammensein und der Gemeinschaft einen hohen Stellenwert gibt. Natürlich kann sie einem auch manchmal auf die Nerven gehen. Besonders wenn man es eilig hat.

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Wann würdest du jemandem empfehlen, das Spanien zu reisen? Gibt es da einen bestimmten Zeitraum, wo vielleicht nicht ganz so viel los ist und das Klima besonders angenehm?

Das Gute an Spanien ist, dass das Land das ganze Jahr über eine hervorragende Reisedestination ist.

Im Winter kann man zum Skifahren in die Pyrenäen oder in die Sierra Nevada. Im Frühling sind die Temperaturen in den sonst als sehr heiss bekannten Destinationen noch angenehm. Im Frühling würde ich unbedingt nach Madrid, Sevilla oder nach Extremadura wenn die Mandelbäume blühen.

Wer es im Sommer nicht ganz so heiss mag, dem empfehle ich die Nordküste von Asturien, Kantabrien oder Galizien. Die Temperaturen sind sehr angenehm und die Strände nicht so überfüllt wie im Süden. Außerdem gibt es in diesen Regionen viele Alternativen zum üblichen Strandurlaub: es gibt hervorragende Wanderwege, unzählige Outdoor Aktivitäten und ein extrem gutes Preis-Leistungs Verhältnis.

Wer im Sommer dennoch nicht auf Strand verzichten möchte ohne seinen Urlaub in den zementierten Touristenhochburgen zu verbringen, dem empfehle ich die Strände von der Provinz Huelva und der Naturpark Cabo de Gata. Auch die Strände um Torre del Mar, Almayate und Nerja in der Provinz Malaga sind noch nicht (zu) überlaufen.

Für den Herbst empfehle ich Barcelona und Umgebung (weil viel günstiger und weniger überfüllt als im Sommer) sowie die Städte im Inland in denen die Temperaturen im Herbst abkühlen: Zaragoza, Toledo, Salamanca, Cordoba… Im Sommer würde ich diese Städte vermeiden.

 

Wo wir beim Thema Spanien sind, muss ich einfach fragen: Was sagt eigentlich der klassische Spanier zum jährlichen ‚deutschen Wahnsinn‘ auf Mallorca?

Das Gute ist ja, dass die Regierung der Balearen versucht diese Art von Tourismus in Grenzen zu halten. Da Spanien auch als Reiseziel immer beliebter wird, unter Anderem weil andere Mittelmeer Destinationen weggefallen sind, sind die Preise enorm gestiegen. Ich denke, dass diese Touristen es sich sowieso irgendwann nicht mehr leisten können nach Mallorca etc zu kommen und sich dann andere Orte suchen.

Soweit ich mitbekommen habe, lacht der klassische Spanier lieber über das Benehmen der „Sauf-Touris“ auf Mallorca & Co.. Manche schütteln auch nur ungläubig den Kopf wie die sonst doch so seriösen Deutschen, gerade in Spanien ein solches Benehmen an den Tag legen können.

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Wenn du die Wahl hättest: Würdest du lieber in Deutschland oder in Spanien leben? Warum?

Ich bin ja jetzt vor 4 Monaten wieder zurück nach Luxemburg gezogen und befinde mich noch ein bisschen in der Übergangsphase. Natürlich vermisse ich Spanien sehr. Fast jeden Tag denke ich an die Zeit zurück.

Ich vermisse die Menschenmassen auf den Strassen, das spontane „Planen“, die Freundlichkeit der Leute sowie das gesunde und frische Essen. Ich freue mich zwar jetzt näher bei meiner Familie zu sein und Perspektiven auf eine Karriere zu haben, allerdings bin ich mir fast zu einhundert Prozent sicher, dass ich irgendwann mit meinem Partner wieder in Andalusien leben werde. Unser Traum wäre eine Finca mit einem grossen Garten und Pferden in der Provinz Cadiz.

 

Wenn sich jemand entscheidet, nach Spanien zu reisen, sollte er unbedingt…

… sich dem spanischen Lebensrhythmus anpassen. Ich sah schon so viele Touristen im August nachmittags im Zentrum von Madrid spazieren bei 40°C , da sie per force ihren Tag nach den nordeuropäischen  Uhrzeiten gestalten wollten. So wird man Spanien nicht geniessen und auch nicht das „richtige Spanien“ kennenlernen.

Falls jemand sich entscheidet nach Spanien zu reisen, sollte er den frühen Morgen nutzen um alles Wichtige zu besuchen, ein leichtes Mittagessen zu sich nehmen, eine Siesta am Nachmittag machen, die Merienda, eine kleine Zwischenmahlzeit zu sich nehmen und erst ab 19:00 sich wieder unter die Leute mischen. Ab 20:00 gehen die Leute Tapas essen und ab 22:00 wird zu Abend gegessen. Ich liebe dieses Ambiente, wenn Abends die Temperaturen abkühlen und sich die vorher leeren Strassen wieder mit Leben füllen.

Außerdem denke ich, dass minimale Grundkenntnisse im Spanischen ein Muss sind. Hola, Buenos dias und Muchas gracias kriegt jeder hin. Sowie Una cerveza por favor!

 

Unabhängig von deinem Lieblingsland: Was wäre dein wichtigster Reisetipp an alle, die sich zum ersten Mal auf eine große Reise begeben?

Ich denke es ist immer gut sich ein gewisses Basiswissen über das Land oder die Gegend anzueignen die man besuchen wird. Ich versuche auch immer, mir ein paar Ausdrücke in der lokalen Sprache zu merken um Kontakt mit den Leuten zu haben. Ausserdem gibt mir dies ein gewisses Sicherheitsgefühl wenn ich in ein neues Land reise.

Reisen sehe ich als eine Möglichkeit den eigenen Horizont zu erweitern, andere Lebensweisen und -perspektiven kennenzulernen. Dafür sollte man die „Ich weiss alles, ich kann alles“ Attitüde lieber zu Hause lassen und bereit sein von anderen Kulturen zu lernen.

Und ganz persönlich: Wo geht’s für dich als nächstes hin und welches Land möchtest du noch unbedingt kennenlernen?

Als nächstes geht es nach Bosnien und dann im Oktober nach Kosovo. Ich liebe Balkanmusik und habe auf meinen Reisen wunderbare Menschen aus Bosnien und Kosovo kennen gelernt. Das hat meine Neugierde geweckt und durch Zufall ergab sich die Möglichkeit gerade diese beide Länder zu bereisen. Ich kenne nur ein paar Balkanländer und bin deshalb umso gespannter diese noch ziemlich unbekannten Länder zu erkunden.

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Vielen lieben Dank, Paulina, für das tolle Interview!

Vielen Dank, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast mein Wissen und meine Liebe für Spanien mit anderen zu teilen.


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Autor: Alex Schreiner

World-Traveller & grenzenloser Optimist. - "Finde dein Glück in der Vielfalt der Welt."

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