Es ist vier Uhr dreißig am Morgen. Ich bin hellwach. Mit weit geöffneten Augen und einem vermutlich leichten Grinsen in der Mundregion liege ich auf dem Rücken; die dünne Bettdecke über mich gestreift. Das warme Licht der fensterhohen Straßenlaternen fällt an die gegenüberliegende Zimmerwand. So, als wäre es noch immer mitten in der Nacht. Nur der sich heimlich erhellende Horizont lässt erahnen, dass es bis zu den ersten Sonnenstrahlen nicht mehr ganz so lang dauern würde.
Die Nacht war kürzer als gedacht – oder länger. Ganz, wie man es nimmt. Ein leichter Jetlag scheint mir zu schaffen zu machen. Natürlich würde ich das nie zugeben, wenngleich es an Wahrheitsgehalt kaum zu übertreffen wäre.
Dennoch bedingt nicht bloß die Zeitumstellung mein frühes Erwachen. Der vergangene Abend hat mich fröhlich gestimmt. Und deutet auf eine tolle Zeit hin, die von nun an vor uns liegt. Es war unser erster echter Abend in der „City by the Bay“. Die bunte Vielfalt des Mission District, die in der Luft liegende zwischenmenschliche Leichtigkeit und die außergewöhnlich bemalten Häuserschluchten: All das haben wir längst ins Herz geschlossen.
Kurze Zeit später steht auch Jasmin vor mir. Lächelnd, wenn auch etwas zerknittert blinzelnd dreinschauend, umschließt sie mich mit beiden Armen. Ihr Grinsen bohrt sich tief in meinen Brustkorb. Ein gemurmeltes „Guten Morgen“ gefolgt von einem „Hast du auch so gut geschlafen?“ geht ihr über die Lippen, ehe Millie und Nube uns begrüßen, wir uns voneinander lösen und in den Tag starten.
Es fühlt sich lohnenswert an. Gar heimisch, auf eine verrückte Art und Weise. Ich glaube, ich möchte all das näher kennenlernen. Vertiefen – ja, eintauchen in diese Stadt und womöglich nie wieder zurückkehren. Wer weiß, was uns noch erwartet.