Ist der Mensch ein Stück Natur?

„Der Mensch gehört ebenso zur Natur, wie die Tiere und alles Leben auf der Welt.“ Schöne Worte, die ich vor einigen Wochen las. Wo genau das war, weiß ich nicht mehr. Doch sie regten an. Zum Nachdenken. Und zum Tiefergehen.

Theoretisch klingt’s logisch, geradezu verständlich: Der Mensch entwickelte sich im Laufe der Jahre zu dem, was er heute ist. Und dachte man nicht genauer darüber nach, könnte es gar in Fleisch und Blut übergehen: Der Mensch, und damit alles, was er tut, denkt, entwickelt und zerstört, passiert auf natürliche Weise. Er ist geradezu natürlich.

Dennoch bin ich überzeugt, dass es einen Gegenpol zur Natur geben muss. Etwas, das die Kehrseite der Medaille darstellt, wenn man so will. So wie es zu heiß ein kalt gibt, zu oben ein unten – so muss es einen passenden Gegensatz zur Natur oder dem Natürlichen geben. Oder etwa nicht?

Doch würde sich dieser auf natürliche Weise entwickeln, wenn man den Menschen außen vor ließe? Würde ein anders geartetes Lebewesen jenes Gegenstück zu „Mutter Natur“ produzieren oder gäbe es, ohne menschliches Zutun, keines, sodass lediglich eine allgegenwärtige natürliche Form existierte?

Spontan darüber nachgedacht, würde ich behaupten: Mit Ausnahme des Menschen ist bis heute nichts Kontraproduktives für jene Natur entstanden, die sie ohne Zutun des Menschen wäre.

Doch nun sind wir nun einmal da – und benötigen in unserer heutigen Welt all das, was nicht herkömmlich, nicht gottgegeben ist, um zu leben. Ja, inzwischen sogar, um zu überleben.

Dennoch, so vermute ich, hätte vieles dessen, was wir als künstlich und unnatürlich ins Leben riefen, nicht sein müssen. Im Umkehrschluss hätten wir uns natürliche Lebensformen noch erhalten und eine gesündere Umwelt erschaffen können.

Doch wir entschieden uns dagegen – und zwar nicht bloß Einzelne, sondern alle Mann. Wir produzieren jährlich neue Smartphone-Generationen, die abgesehen von ihrem minimal veränderten Gehäuse nichts weiter können, als ihr Vorgänger. Ebendies Vorgehen wählen wir bei der Produktion von Automobilen, Haushaltsgeräten, verschiedenster Elektronik und bei überhaupt allen Konsumgütern jeder Art.

Und, obwohl wir sie nicht benötigten, füllen wir damit Wunschzettel, Einkaufskörbe und unsere heimlichsten Träume, um ein wenig mehr Freude zu empfinden, die spätestens nach drei Jahren, tendenziell früher, schwindet, da das Gerät, passend zur Neueinführung des Nachfolgemodells, zufälligerweise den Geist aufgibt.

Wir entwenden somit Ressourcen unseres Heimatplaneten für dumb shit, wie man im Englischen frotzeln würde. Unwiederbringliche Ressourcen für Dinge, die nach drei Jahren nur mit größtem Aufwand entsorgt werden können.

Das ist nicht natürlich. Das ist das absolute Gegenteil.

Beispiele dieser Art gibt es genügend. Wir plündern quasi das Schiff, das uns über’s Wasser trägt, und werfen unsere Beute über Bord. Wir legen ein Feuer in den Keller unseres Hauses und bauen anschließend einfach Stockwerk um Stockwerk, um den Flammen zu entkommen – statt das Feuer selbst zu löschen. Wir denken ganz offenbar nicht nach.

Oder: Wir denken nach, doch der Schmerz, zurückzurudern, uns unsere Fehler einzugestehen und tiefgreifende Veränderungen zu bewirken säße zu tief.

Die größte Ironie liegt jedoch in unserem Selbstbild, das sich mit nichts, aber auch mit gar nichts dessen deckt, was wir als unser Werk ansehen dürfen: Wir definieren uns über unsere Intelligenz. Darüber, dass wir nicht tierischen Trieben und Instinkten nachgeben müssen – sondern vermeintlich rational denken und handeln können. Nicht zuletzt deshalb sehen wir uns auch, wie gewohnt, über den Tieren. Und über der Natur ohnehin.

Wenn man sich unser Handeln allerdings so ansieht, könnte man meinen, es sei weniger unser Hirn, sondern mehr das Glück, zufällig über einen opponierbaren Daumen zu verfügen, der unser aktuelles Handeln ermöglicht.

Denn jegliche Sinne scheinen wir verloren zu haben. Sinne, die uns einst das Überleben in dieser Welt ermöglichten. Wir haben sie heute jedoch schlicht verrotten lassen – und uns im Gegenzug eine Welt gebastelt, die uns zwar zu Füßen liegt, aber in dieser Haltung nur verkümmern kann.

Nehmen wir uns wieder das Beispiel des Schiffes zur Hand, wird außerdem klar: Wir sitzen nicht allein als „Gattung Mensch“ darauf. Allerlei andere Lebewesen, die wir als niederträchtig ansehen, sitzen zu unserer Linken und Rechten.

Versenken wir unser Schiff, versenken wir sie gleich mit. Glücklicherweise töten wir sie zuvor aber ohnehin schon ganz freiwillig, sodass die wenigsten den letztlichen Untergang ihrer Natur und Gattung miterleben würden.

Wir dagegen erleben das volle Programm: Die Vernichtung der Natur, das Ableben unserer menschlichen Gattung und die Zerstörung der uns ursprünglich so wohlgesinnten Flora und Fauna.

Verdient, würde ich sagen. Und unabdingbar, sofern wir nicht langsam – oder doch besser schnell – lernen, umzudenken und das Ruder herumreißen.

Denn so, wie wir uns zur Zeit verhalten, entfremden wir uns mehr und mehr von dem, was wir als Natur bezeichnen, wahrnehmen und bewundern. Wir mutieren zum klaren Gegenspieler genau jenes Planeten, der uns so offensichtlich seit Jahrtausenden ein Zuhause bietet.

Aber vielleicht, und das wäre die einzige akzeptable Erklärung, sind wir auch einfach nur heilungslos schizophren.

Dann könnten wir wenigstens nichts dafür.

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

Lasst mich in Ruhe! Schneidet euch verdammt nochmal ins eigene Fleisch! Und verpisst euch vom Euter meiner Mutter.

Ihr habt dort nichts verloren. Ich begrapsche auch nicht die Titten eurer Mum. Weil euch das anekeln und aggressiv stimmen würde. Ganz einfach. Weil es nicht nicht gehört.

Aber ihr, ihr seid noch perverser. Ihr zapft die ganze Milch raus. Milch, die für mich bestimmt war.

Und dann seid ihr so bescheuert und trinkt das Zeug. Dass ich nicht lache. Ihr könntet auch flüssigen Zement trinken, das wäre genauso gesund. Aber das Beste kommt erst noch: Einige unter euch haben es geschafft, das Zeug als gesund zu verkaufen und an den Mann zu bringen. Euer Ernst? Ihr seid schon krass.

Und wisst ihr, wenn ich mal auf eurem Teller lande – was ganz bestimmt schon bald der Fall ist – wird mein Fleisch euch weiter vergiften. Weil ihr mich füttert, als wäre ich ein alter Dieselmotor. Mit etlichen Pestiziden und Antibiotika.

Doch es sei euch gegönnt. Denn ich leide nur kurze Zeit – und bin anschließend tot. Ich blute nur kurz aus. Ihr hingegen schickt euch ein Leben lang selbst in den Tod.

Je mehr ihr von mir esst. Je mehr meiner Geschwister ihr abtransportiert, je mehr ihr meine Mutter zum Weinen bringt, desto mehr schadet ihr euch selbst. Das wisst ihr genau. Aber wir sind ja ach so schmackhaft.

Ganz ehrlich, es sei euch gegönnt, wenn euch mal ein Wolf zwischen die Zähne bekommt. Dann würdet ihr wissen, wie all das ist. Eure Mutter würde ein Leben lang trauern, den Wolf würdet ihr als pervers bezeichnen und mit aller Aggression abschießen wollen. Und das zeigt nur noch deutlicher eure Schizophrenie.

Warum lasst ihr uns nicht in Ruhe? Wir haben euch nie etwas getan. Und doch behandelt ihr uns wie Hitler die Juden. Die Qual ist dieselbe. Aber hey, mit uns kann man’s ja machen. Wir können ja nicht sprechen. Sind von minderem Wert. Letztlich nur eine Ware, die ihr in überquellenden Lastern über eure Autobahnen schickt – für etwa sechs Euro das Stück.

Meistens esst ihr euch dann an uns krank. Und schimpft auf die Industrie. Aber das witzigste daran ist: Es ist eure kranke Industrie, die euch Zugang zu unserem für euch ungesunden Fleisch verschafft.

Dieselbe Industrie, die uns hier in Europa abschlachtet tut koreanischen Hunden exakt dasselbe an. Aber das sendet ihr dann in euren Medien. Weil es pervers ist. Weil ihr eure Hunde ja ach so sehr liebt. Weil ein Hund der beste Freund eurer Art ist.

Wäre eigentlich ganz schön, wenn wir uns einfach alle nichts tun würden. Dann bräuchten wir keine besten Freunde, weil es keine schlimmsten Feinde gäbe.

Aber ihr habt eure Gelüste nicht unter Kontrolle. Wildert wie die Irren. Schiebt den letzten Mist in unsere Mäuler und verwehrt uns die Milch, die uns gesund machen kann. Wie verwunderlich, dass ihr euch tagtäglich krank und gelähmt fühlt.

Ach, und noch was: Es ist kein „schönes Stück Rindfleisch“. Es ist ein Leichenteil. Punkt.

Wenn ein anderes wildes Tier einen eurer Art angreift denkt ihr euch ja auch nicht: „Hey, da hat er aber einen zarten Happen Unterschenkel vor sich. Guten Appetit!“

Nein, da ist das was Anderes. Etwas ganz Anderes. Weil euer Fleisch ja mehr Wert ist. Weil es an eurem ach so tollen Gehirn hängt.

Wenn ihr wüsstet, dass ihr gar nicht so schlau seid, wie ihr immer denkt. Immerhin zerstören wir allein durch schlichtes Kollektivfurzen eure Umwelt, die einmal unsere gemeinsame war. Und dann schränkt ihr euch selbst ein. Fliegt weniger, verbietet Dieselmotoren und dreht dunkle Glühbirnen in eure Lampenschirme.

Dabei müssten wir einfach nur aufhören zu furzen! Ihr seid echt komisch. Fast schon zum Wegschreien.

Doch leider ist das für uns recht traurig. Weil ihr bei Weitem nicht das intelligenteste Lebewesen seid. Wisst ihr, was man über euch einmal sagen wird? „Ach, die Menschen. Ein Haufen Chaoten. Hielten sich für so klug, dass sie sich selbst derart zugemüllt haben, wie es besser nicht ging. Haben die Krankheiten selbst auf die Felder gesprüht, um sie anschließend zu essen. Komisches Volk.“

Künftige Generationen werden sich von euch distanzieren. Weil ihr abartig seid, geradezu eklig. Arrogant, verachtend und zerstörend.

Aber euch macht das nichts. In eurem Tunnelblick nennt ihr das Töten von anderen Lebewesen eine „natürliche Auslese“. Erklärt Kindern, dass man Fleisch essen müsse, weil es sonst eine Überbevölkerung an Schweinen und Kühen auf der Welt gäbe. Dabei sind die einzigen Lebewesen, die diese Welt überbevölkern, ihr selbst! Wieder so ein Bringer.

Und das Beste kommt noch: Ihr schafft es, selbst rein vegetarische Nationen zu den größten Fleischfressern zu machen. Ist ja auch super, so ein zusätzlicher Absatzmarkt. Und die Zukunft der Erde werdet ihr ohnehin nicht mehr miterleben. Von daher kann man’s ja machen.

Denn eure Kinder sind euch genauso egal wie ich, wenn ihr mich meiner Mama wegnehmt.

Sonst würdet ihr anders handeln. Sonst würdet ihr anders Leben. Aber wie sagt ihr so schön?

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

Ich hoffe, ich schmecke.

Welt verändern, haha.

Ich habe das Gefühl, nur ganz kurz hier zu sein. Morgen schon wieder an einem anderen Ort. In einer anderen Welt. Vielleicht sogar auf einem anderen Planeten. In einem anderen Leben. In einem anderen Körper.

Mit morgen meine ich selbstredend nicht den morgigen Tag per se – sondern das, was wir als Reinkarnation bezeichnen, als Leben nach dem Tod sehen, als das, was wir nicht kennen betiteln und behandeln, als gäbe es da auch nichts.

Doch ganz tief drinnen – das verrät jeder in innigen Momenten – hoffen wir, dass es weitergeht. Zur Not auch als Ameise. Hauptsache Leben.

Wir dursten geradezu nach diesem Ding, was sich Leben nennt. Wir können nicht ohne und wissen dennoch nicht, was wir mit ihm anstellen. Mit Ausnahme der Kirche versteht sich. Diese ist zwar der festen Überzeugung, jegliche Lehren und Verständnisse gepachtet zu haben, geht am Ende aber dennoch völlig leer aus. So, wie wir alle eben. Die Kirche ist eben doch nur ein Verein. Gegründet von Menschen für Menschen. Oder sollte ich sagen: Gegründet, um Menschen zu kontrollieren?

Ich schweife ab. Der Eindruck, mein eigenes kleines Leben sei nur von kürzester Dauer, weckt eine gewisse Zerrissenheit, ja fast schon eine Schizophrenie in mir. Wenn mein Leben so klein ist, bin ich unbedeutend. Leider hat mein Ego nun aber gelernt, dass es nicht unbedeutend ist. Und wenn doch, dann lass‘ es das um Himmels Willen nicht erfahren. Da ist er übrigens schon wieder, dieser Himmel.

Aber denken wir uns das Ego beiseite. Als würde es nicht existieren. Was es womöglich auch gar nicht tut. Vielleicht haben wir es auch bloß erfunden. Aus Angst vor tatsächlicher Selbstdefinition. „Ich bin…“ – Fügen Sie hier Ihre Meinung zu allerlei Dingen ein und Ihre Selbstdefinition ist abgeschlossen. Damit wäre die Oberfläche glatt gestrichen.

Doch darunter brodelt’s. Weil wir – der Plural ist mir bewusst – ganz tief in unserer (Achtung!) Seele wissen, dass wir nicht wir sondern wir alle sind. Zu kompliziert?

Auf den Punkt gebracht heißt das Folgendes: Wenn ich nur ich wäre, wäre mein Leben äußerst langweilig. Daher projiziere ich mein kleines Selbst auf Andere, sofern es dieses kleine Selbst gibt. Anderen geht es genauso. Nur ist es niemandem bewusst.

Würden wir aber verstehen, dass wir nicht ein unkontrollierbarer Haufen von Milliarden Menschen sind, sondern – und jetzt kommt’s knüppeldick – alle eins sind, wären wir schon einen ganzen Schritt weiter.

Der zuletzt verwendete Plural war übrigens weder bezeichnend für die Menschengruppe allein noch als Plurales Majestatis gedacht. Wir alle umfasst in meinem – Vorsicht, das Ego kommt durch – Weltbild nicht nur Menschen, sondern ebenso Tiere. Ja, liebe Welt, du hast richtig gehört: Menschen und Tiere. Und womöglich noch Pflanzen. Wer weiß. Eigentlich alles, was lebt.

Glücklicherweise denkt aber nicht jeder so, lieber Herr Müller, sonst könnten wir ja kaum noch ein kleines Äffchen in einen kleinen Glaswürfel voller Abgase stecken, ohne gleich Gewissensbisse zu erleiden. Wo kämen wir da nur hin.

Verrückte Welt. Alles eins. Tss. So ein Unfug.

Und tatsächlich ist das nur halbwegs ironisch gemeint. Denn letztlich bin ich nicht Buddha, ein Prophet oder Jesus himself (womöglich auch nur Menschen, autsch!), sondern schlichtweg ein kleiner Mensch mit kürzester Lebensdauer. Oder eben ein Teil eines großen Ganzen.

Aber sollte mein Lebensgefühl mit irgendeiner undefinierbaren universellen Wahrheit übereinstimmen, dann würde ich mir wünschen, dass die Welt sich ein paar Mal um sich selbst dreht und wir künftig an einem moralisch vertretbaren Punkt angelangen, an dem wir keine Äffchen, sondern diejenigen, die solche „Versuche“ für zumutbar halten, in Käfige setzen und eingasen. So schädlich wird es am Ende doch nicht sein, oder? Immerhin sind solche Dieselmotoren doch… Ach ne, sind sie ja nicht.

Neue Idee: Einfach andere Fleischfresser schlachten.

Uff. Vorsicht. Dünnes Eis. Bis gerade war es noch lustig. Geradezu schön mitzulesen, dieser exzentrische Galgenhumor in der Öffentlichkeit. Aber bitte nicht das Fleischthema. Bitte nicht.

Ich mach’s doch. Weil’s gerade so fließt. Und so wünschenswert ist für jene, die jetzt aus dem Text aussteigen würden, aber jetzt aus Trotz dranbleiben. Und gar nicht anders können, als weiterzulesen. Außer die Rebellen. Die haben das Fenster jetzt geschlossen. Oder lesen heimlich weiter. Wenn das Ego schläft. Schon wieder dieses Ego, das Verdammte. Ja, genau! Verdammt sei es! Oder das gibt’s gar nicht. Wer weiß.

Zurück zu den Fleischfressern. Ich persönlich fände es nett, wenn hier und da nicht nur ein Schweinekopf in der Metzger-Theke liegt, sondern auch ein kleines Stück Schädel. Kross angebraten, die Haare (auch Fell genannt) selbstverständlich entfernt. Nur das Schmackhafteste ist noch da. Oder, ganz neu interpretiert: Stopfleber. Daraus könnten wir was machen! Ein Gaumenschmaus.

Etwa nicht? Zu schade. Sowas werden wir wohl nie fertig bringen. Komisch eigentlich. Dabei hat sich die Todesstrafe doch bewährt. Zumindest eine Zeit lang. Und besteht aktuell sogar noch in einigen wenigen Regionen. Theoretisch müssten wir das gute Menschenfleisch doch gar nicht wegwerfen. Könnte man doch verwerten. Wenn mal Krieg kommt.

Und der kommt ja bestimmt. Nachdem der zu klein geratene Nordkoreaner und die amerikanische Schmalzlocke um die Wette rüsten und sich profilieren, wer denn nun den Größeren hat, wird sicher mal wieder Krieg kommen.

Und dann ist es doch nur praktisch, ein wenig Vorrat im Haus zu haben. Oder etwa nicht? Wobei, das bezeichnen wir ja als zu pervers. Wer legt sich schon Leichenteile in die Truhe…

Zugegeben, etwas über’s Ziel hinaus. Aber wäre es denn nicht wirklich ein wundersames Erlebnis, die Welt für einen Tag auf den Kopf zu stellen? Ich wäre zutiefst erfreut.

Nicht nur, weil wir aufwachen würden, sondern weil auch ich – jener verkappter Autor, der diese Zeilen eifrig in die Tasten haut – sicher noch einiges lernen würde.

Und wer weiß – Vorsicht, Utopie! – vielleicht würde diese Welt doch ein ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz ganz kleines Stückchen besser werden. Würde ja schon reichen. Für eine Lebenszeit.

Den Rest können dann meine Enkel übernehmen. Falls sie jemals diesen Text lesen werden.

Wer Angst hat, braucht Mut.

„Eins, zwei und…“ – Fallschirmspringer springen immer auf Zwei. Niemals auf Drei. Um die eigene Angst zu besiegen, den inneren Schweinehund zu überwinden oder es schnell hinter sich zu bringen.

Man sagt, ein bisschen Anspannung kann nicht schaden, Lampenfieber sei eine wichtige Sache, um die Spannung nicht zu verlieren und ein klein wenig Druck überhaupt nie verkehrt. Bleibt nur die Frage: Gründen all diese Situationen und Empfindungen nicht auf ein und der selben Emotion: der Angst?

Wahrscheinlich. Wahrscheinlich begleitet uns die Angst öfter, als wir denken. Und vielleicht sogar zurecht. Vielleicht ist es sinnvoll, ab und an Angst zu haben. Doch wann wird eine Angst zum Hindernis? Oder vielleicht sogar zum Problem?

Angst ist immer subjektiv. Völlig gleich, in welcher Lebenssituation wir uns befinden. Was den Einen ängstigt, kann den Nächsten belustigen oder gar befreien. Und auch ich durfte in der Vergangenheit eine Situation durchleben, in der mich eine Urform der Angst begleitete, die ich zwar kontrollieren, dennoch nicht ablegen kann. Zumindest bisher.

18. Februar, australische Wildbahn. Ich trete splitterfasernackt in eine etwas in die Jahre gekommene Duschkabine. Die silber schimmernden Rollen der Duschtüren knarren, als ich versuche, die Tür aufzuschieben. Ich setze den ersten Schritt in die Kabine und versuche, das Wasser auf eine angenehme Temperatur zu pegeln. Vergeblich. Meine provisorisch eingekauften Flip-Flops kratzen mich an beiden Knöcheln. Das Preisschild hängt noch dort, wo der Produzent es angebracht haben muss.

Aber das macht mir nichts. Ich störe mich nicht an Kleinigkeiten. Und diese Flip-Flops würden ohnehin keine allzu lange Lebensdauer genießen können. Ich schließe die Augen und lasse das eisige Wasser über mich prasseln.

Als ich meine Augen wieder öffne, blicke ich an die Kabinenwand zu meiner Linken – und traue meinen Augen kaum. Wie konnte es sein, dass ich dieses phänomenale Geschöpf noch nicht früher entdeckte? Gut zwei Minuten stand ich nun schon unter dem klirrenden Strahl einer australischen 70er-Jahre Dusche. Von Kopf bis Fuß shampooniert und eingeseift blicke ich also einer etwa handflächengroßen, gut gepanzerten schwarzen Spinne auf den Rücken. Ich spüre, wie sich tief gründende Ängste in mir breit macht und sich das auf meiner Haut befindliche Duschgel mit dem aus den Poren tretenden Schweiß vermischt. Wie reagieren? Totschlagen? Wohl kaum. Weglaufen? Nicht nackt. Und erst recht nicht voller Shampoo. Letztlich müsste ich ja doch wieder herein. Und dann? Säße sie womöglich in meinen Kleidern. Nein, das waren keine guten Lösungen. Es bleibt nur eines: Weiterduschen und hoffen. Hoffen, dass die Gute einfach dort sitzen bleibt und abwartet, bis das auch für sie sicher nicht ganz angenehme Unterfangen vorüber ist.

Ich entscheide mich für jene Lösung und halte meine Emotionen unter Kontrolle.

Nach zwei weiteren Minuten Hochleistungsduschen steige ich aus der Kabine. Die Duschtür knarrt wie schon beim Eintreten. Ich schließe die Tür. Die Spinne bleibt, wo sie war: An der linken Wand der Duschkabine. Faszinierend.

Meine Angst war wie weggeblasen. Ganz im Gegenteil: Ich hatte die erste Herausforderungen des so andersartigen, roten Kontinents gemeistert – und bin nicht beim ersten „Ungeziefer“, wie wir Mitteleuropäer es wohl nennen würden, eingeknickt. In diesem kurzen Moment hatte ich es allen besser bewiesen. Jedem, der mich für eine Diva, einen Waschlappen oder einen verwöhnten Bengel gehalten hatte, hätte in dieser Situation mit großer Sicherheit anders gehandelt. Aber ich habe es geschafft!

Und doch bleibt die Frage: Habe ich meine Angst überwunden? Oder habe ich sie bloß akzeptiert? Vielleicht ein wenig mit ihr getanzt und ihre Anwesenheit notgedrungen als nicht so wichtig angesehen? Ich weiß es nicht. Jedoch ist mir in dieser Situation eine grundlegende Regel klar geworden:

Irgendwo in uns existiert immer dieser kleine Funken Angst, der uns von Dingen abhält, die wir eigentlich tun wollen. Doch zumeist besteht dieser Funken aus lästigen Erfahrungen von Dritten oder aus unterbewussten Glaubenssätzen, die wir in unserer Kindheit aufgesogen haben und die uns nun nicht mehr loszulassen scheinen.

Wie dem auch sei – das Eine habe ich in dieser Situation gelernt, so klein sie auch war: Die Angst kann anwesend sein oder auch nicht. Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, wie du mit ihr umgehst. Tanze mit ihr, spiele mit ihr, ignoriere sie, diskutiere mit ihr, während du handelst oder verhandle mit ihr. Aber eine Sache darfst du niemals tun: Sie als eine gottgegebene Grenze bezeichnen, die dich in deine Schranken verweist.

Zumeist ist deine Angst nur eine Schranke, die du durchbrechen musst, um ein neues Level zu erreichen.

Probier’s mal aus.


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Ein Spaziergang mit Dickhäutern – Teil Zwei

Joes Rüssel umschließt für einen kurzen Moment meine Hand und saugt schließlich alle vier Bananen an sich. Seine Haut fühlt sich auf eine unbeschreibliche Art und Weise zeitgleich hart wie weich an. Grobe Rillen zeichnen die Struktur seines Rüssels, dessen Spitze ganz weich und hautfarben beschaffen ist. Auf seiner ein wenig eingerollten Rüsselspitze liegen nun vier grüngelbe Bananen, die in wenigen Sekunden in seinem Mund verschwinden werden. Als ich zum letzten Mal seinen Rüssel streicheln kann, entzieht er sich kurz darauf meiner Hand und verschwindet für kurze Zeit im gewaltigen Schatten seines Mundes.

Big Daddy Joe streckt mir seinen Rüssel entgegen und schnuppert an meiner rechten Hand, in der vor ein paar Sekunden noch eine Banane lag, die allerdings für den neben ihm stehenden Babyfanten bestimmt war. Da kleine Elefanten keine härteren Bananen mit grünen Schälen vertragen, füttern wir sie mit geschälten oder weichen gelben Exemplaren. Diesmal zum Leidwesen von Big Daddy Joe, dem Größten der Bande. Ich greife noch einmal in den Korb, der links neben mir auf dem Boden steht und strecke dem überwältigenden Tier vier grüngelbe Bananen entgegen. Joes Rüssel umschließt für einen kurzen Moment meine Hand „Ein Spaziergang mit Dickhäutern – Teil Zwei“ weiterlesen